TNF-Turm Treppenlauf (AUT – Linz) am 09.10.2025
Die Streckenrekorde in Linz fallen – Favoritensieg bei den Damen durch Annemarie Wilhelm – Bei den Herren überrascht Newcomer David Kattermann
Der TNF-Turm auf dem Gelände der Linzer Johannes-Kepler-Universität ist schon seit mehr als 3 Jahrzehnten die wohl wichtigste Trainingsstätte der oberösterreichischen Treppenlaufszene, welche ja mehrere Weltklasse-Athleten hervorgebracht hat. Seit dem Jahr 2023 gibt es nun auch einen jährlich stattfindenden Wettkampf. Der Termin ist immer anlässlich der sogenannten Welcome Week zu Beginn des Wintersemesters. Neben den (erstsemestrigen) Studenten, welche auf diese spezielle Art den höchsten Turm ihrer Universität kennenlernen können, sind auch die regionalen und mittlerweile auch immer mehr überregionalen Asse unserer Sportart am Start.
Mit seinen 13 Stockwerken und 51 Höhenmetern zählt der TNF-Turm selbst für österreichische Verhältnisse sicher nicht zu den allerhöchsten Gebäuden. Es handelt sich daher ganz klar um ein Sprintrennen. Die ziemlich hohen und vor allem sehr steilen Stufen sorgen jedoch immer wieder für körperliche “Überraschungen” und erinnern jeden Athleten daran, dass selbst ein kurzer Turm nicht im Vollsprint gestartet werden soll. Die spezielle Stufengeometrie und die schnellen Wenden erlauben aber sehr hohe Steigleistungen. Spitzenläufer erreichen mehr als 90 Höhenzentimeter pro Sekunde und das bei 25 Wenden!
Im Damenrennen war die Vorjahressiegerin Annemarie Wilhelm logischerweise als Favoritin am Start. Dass sie neben dem Tagessieg ihre Streckenbestzeit nochmals um 10 hundertstel Sekunden auf nunmehr 1:13,18min drücken konnte, ist eine bemerkenswerte Draufgabe. Auf den Rängen zwei und drei folgten mit Christina Miesbauer (1:19,97) und Anna Wirth (1:27,72) Athletinnen aus Laufkursen von Rudi Reitberger (Anmerkung: ist Miterfinder und Rennleiter des TNF-Turm Treppenlaufs und Autor dieser Zeilen). Für Christina war es der erste Wettkampf in einem Stiegenhaus und mit dem Unterbieten der 1:20min Marke (als erst zweite Frau) mehr als eine gelungene Talentprobe. Anna hingegen ist die einzige weibliche Teilnehmerin, welche bei allen bisherigen drei Ausgaben am Start war (u.a. Premierensiegerin). Nachdem Sie bisher zweimal die 1:30min Grenze knapp nicht knacken konnte, erfüllte Sie sich diesen Wunsch im heurigen Jahr.
Im mit Spannung erwarteten Männerbewerb stellten sich im Vorfeld Fragen wie: Kann Josef Eder seinen Vorjahressieg mit Streckenrekord (54,26s) wiederholen? Gelingt dem “ewigen” Zweiten Elias Zauner der Sprung auf das oberste Treppchen und können die TWA erprobten Mittel- und Langdistanzspezialisten wie Johannes Banzer und Daniel Weißenböck den Sprintern die Suppe versalzen? Auch immer wieder interessant, ob es neue Athleten unter der ominösen 1 Minuten-Grenze gibt und welche Neueinsteiger auf sich aufmerksam machen können. Wie auch in den letzten Jahren wurde versucht die Startreihenfolge so zu wählen, dass die Athleten gegen Ende des Rennens immer schneller werden und sich die Spannung laufend erhöht. Dies geschah aufgrund von Eigeneinschätzung bei der Anmeldung und der Kenntnis der Athleten durch die Rennleitung. Bereits im Vorfeld war ein deutscher Athlet (wegen des Studiums nach Linz gezogen) aufgefallen, welcher zwar noch nie einen Treppenlauf bestritten hat, aber eine 400m Bestzeit auf der Laufbahn von 50,22s aufweisen konnte. Da diese erst wenige Woche davor in Lausanne erzielt wurde, gab es einen Startplatz inmitten der Elitegruppe. Sein Name: David Kattermann.
Für die erste Überraschung des Rennens sorgte aber Evan Pipkin. Mit einer noch niedrigen Startnummer schockte er seine Mitkonkurrenten mit einer Zeit von 57,44s. Wie sich herausstellte, ist Evan amerikanischer Leichtathlet auf Auslandsstudium in Linz. Trotz einer hohen Anzahl von persönlichen Bestzeiten und tollen Zeiten (unglaubliche 16 Läufer blieben unter 1:10min – bisher waren es 7 bzw. 11) dauerte es bis zum viertletzten Starter, bis es eine neue Führung gab. Das live am Zielmonitor angezeigte Zwischenzeitvideo kündigte den gebannt mitfiebernden Zuschauern bereits an, dass David sehr schnell unterwegs war. Und er konnte den steilen Stufen bis zum Ziel trotzen und mit einer Zeit von 53,09s den Streckenrekord ziemlich deutlich unterbieten. Da heuer erstmals auch im Startbereich ein Monitor mit dem aktuellen Zwischenstand eingerichtet war, wussten die letzten drei Starter genau Bescheid und der Druck zu riskieren stieg angesichts dieser fast unschlagbaren Zeit enorm. Zunächst scheiterte Johannes Banzer (GER – 1:00,14) um ein paar Hundertstel an der Minutengrenze und wurde hinter Evan am Ende Gesamtfünfter. Sowohl Elias als auch Josef sind absolute Sprintspezialisten und beide starteten sehr schnell. Elias musste tatsächlich seine persönliche Bestzeit knacken um mit 56,89s und mit einer halben Sekunde Vorsprung den Platz am Podium zu ergattern. Alle im Ziel starrten nun auf den Monitor, um den Start von Josef auf der neu eingerichteten Startkamera zu beobachten. Und konnten sehen, wie er bereits beim zweiten Schritt leicht stolperte – möglicherweise eine Folge des hohen Risikos. Trotz der auch heuer wieder großartigen und lauten Anfeuerung durch die bereits selbst gelaufenen Sportler im Zielbereich reichte es für Josef mit 54,91s zwar souverän zum zweiten Platz, der Sieg jedoch gehört dem Newcomer David Kattermann.
Da das Wetter doch besser als die Vorhersage war, konnte die Siegerehrung im Freien am Dach des TNF dem sogenannten Somnium durchgeführt werden. Die Organisatoren hoffen, dass sowohl der Live-Kommentar während der beiden Elitegruppen als auch die zahlreichen technischen Neuerungen gut angekommen sind und wünschen sich für nächstes Jahr weiter steigende Teilnahmezahlen.
Nachsatz: David ist mittlerweile TWA Mitglied und wurde gerade in München beim ADAC Treppenlauf Gesamtdritter. Gut möglich, dass er in nächster Zeit bei Sprintrennen auch international für Aufsehen sorgt. Johannes ist gerade in Vorbereitung auf sein erstes Weltcup-Finale in Shanghai – Alles Gute dafür!
Hier geht es zu den Ergebnislisten: https://www.towerrunning.com/results2025/linz25.pdf
Sobald österreichische Läufe bekannt sind, findet ihr sie im Wettkampfkalender.
Der Link zur TWA: https://www.towerrunning.com/
